Die verdächtige Ruhe nach dem Mannschaftskampf gegen Schlebusch lässt leider nur einen Schluss zu: bittere Niederlage
Und so ist es dann auch - wir mussten erstmals wieder nach gefühlten hundert Jahren mit unserer ersten Mannschaft gegen ein Schlebuscher Team eine Niederlage einstecken. Dies ist umso bitterer, weil wir eigentlich zwischenzeitlich Grund zu der Hoffnung haben konnten, zumindest die Punkte teilen zu können...
Leider kann ich auch diesmal nur wenig über die Partien berichten, da ich an meinem Brett gefesselt war und eigentlich nicht die Absicht hatte, einen Spielbericht zu schreiben. Aber wenns kein anderer macht.....
Der Reihe nach:
Die Partien von Peter Blomeyer verstehe ich ja grundsätzlich nicht. Insofern beschränke ich mich beim kiebitzen darauf, Material abzuzählen und beachte die Stellung gar nicht mehr - viel zu oft habe ich mit meinem (sicherlich mangelhaften) positionellen Verständnis bei der Bewertung seiner Partien gründlich daneben gelegen. Doch diesmal war das materielle Gleichgewicht relativ schnell beendet - Peter verlor eine Qualität und wenig später die Partie. 0-1
Bei Frank Wirtz ist es ja in der Regel so, dass die Partien relativ lange dahinplätschern und Frank erst zu kreativer Höchstform aufläuft, wenn der Mannschaftskampf in seine entscheidende Phase geht. Gestern hatte er aber wohl weder Lust noch Kraft, seine Partie auszuspielen und einigte sich relativ schnell auf remis. Schuld war der Karneval, denn Frank ist inzwischen in einem Alter, in dem man Herrensitzungen zu schätzen lernt - aber dann nicht mehr so ohne weiteres in der Lage ist, die Nebenwirkungen einer solchen Sitzung am nächsten Tag einfach so wegzustecken. Insofern war das Remis durchaus verständlich. 0,5-1,5
Am Nebentisch hörte ich kurz darauf das nächste Remisangebot. Ralf hatte für ihn typisch seine Partie so weit runtergetauscht, dass eine gleichfarbiges Läuferendspiel mit gleicher Bauernanzahl entstanden war. Leider wollte der Gegner den Abend nicht so ereignisarm verbringen und beschloss, Ralf noch etwas zu bekneten. Eine zugebenermaßen gute Strategie, denn Ralf offenbarte dann einige Schwächen im Endspiel und schließlich mussten wir die zweite Null eintragen lassen. Leider eine durchaus vermeidbare Niederlage. 0,5-2,5
Auch die Partien von Thomas Schönborn versteh ich so gut wie nie. Aber hier nützt das reine Abzählen des Materials selten für die Einschätzung der Partie. Thomas knallt immer wieder irgendwelche Züge raus, mit denen man nie rechnet und meistens hat er damit irgendwann Erfolg. So auch diesmal. Nachdem er eine Qualität gegen zwei Bauern gewann, stand er zwischenzeitlich ziemlich verdächtig, denn die Mehrbauern wurden stärker und stärker. Doch dann zaubert er mit nur wenig Material neue Komplikationen und ein Zwischenschach bringt ihn auf die Siegerstraße. 1,5-2,5
Bei Frank Düster hatte ich beim ersten Kiebitzen den Verdacht, die beiden Kontrahenten hätten sich darauf geeinigt, statt reguläres Schach die Fisher-Random-Chess-Variante zu spielen. Die Figuren standen nach nur wenigen Zügen so verquer auf dem Brett, dass man sich fragte, wie die da hingelangt sein können. Und während der Gegner sich haareraufend in die Partie hineinfraß, saß Frank an seinem Platz und betrachtete teilweise gelangweilt die Umgebung. Da hatte er auch allen Grund zu, denn es schien nur eine Frage der Zeit zu sein, bis die gegnerische Stellung komplett kippen oder zumindest deutlicher Materialvorteil entstehen würde. Aber Frank fand dann leider nicht die richtigen Fortsetzungen und dem Gegner gelang es langsam, sich zu konsolidieren und Gleichgewicht zu erlangen. Die Endstellung habe ich leider nicht gesehen, aber von der vermeintlich komfortablen Gewinnstellung war wohl nichts mehr übrig geblieben. Schade, wahrscheinlch sitzt Frank jetzt immer noch heulend zu Hause und verflucht sein Computerprogramm, welches ihm die möglichen Gewinnwege um die Ohren haut.... 2-3
Heulen hätte ich auch können, denn nachdem es mir gelungen war, meinen Gegner in eine Eröffnungsfalle zu locken, stand ich recht schnell mit einem Mehrbauern und bequemer Stellung auf Gewinn. Mein Optimismus steigerte sich noch. als ich in ein gleichfarbiges Läuferandspiel abwickeln konnte, in dem mein Kontrahent nicht nur mit Minusbauern, sondern auch mit einigen isolierten Bauern gehen musste. Doch dann fing das Elend an. ich fand einfach nicht den Hebel, um das gewonnene Endspiel auch wirklich in einen Sieg umzumünzen und nachdem ich nach stundenlangem Nachdenken und vielen letztlich planlosen Zügen endlich einen Plan gefunden hatte, stellte sich heraus, dass der Plan ein fettes Loch hatte, damit absolut unnütz war und -noch schlimmer - sämtliche Gewinnchancen pulverisierte. Mir blieb nichts anderes übrig, als eine Zugwiederholung zu spielen und damit den Punkt zu teilen. Noch schlimmer wurde es, als Peter ans Brett kam und mir den wahrscheinlichen Gewinnweg zeigte, der so einfach war, dass ich es nicht glauben konnte und meine schachlichen Fähigkeiten ab 22 Uhr nur noch als desaströs einschätzen muss... 2,5-3,5
Etwa zur gleichen Zeit remisierte Kristian an Brett 1- allerdings ohne sich Vorwürfe machen zu müssen. Kristian neigt ja seit geraumer Zeit dazu, die Eröffnungen etwas undogmatisch anzugehen - die Folge ist regelmäßig ein immenser Zeitverbrauch bei beiden Spielern, die immer noch irgendwo in der Eröffnung rumspielen, während sich der Rest bereits mit Endspieltechnik quält. Ich hatte nie das Gefühl, dass er die Partie verlieren könnte, ohne allerdings größeren Vorteil zu haben - aber was verstehe ich schon von Schach (nach 22 Uhr) 3-4
Demnach hatte Stefan die undankbare Aufgabe, mittels eines Sieges noch den Punkt zu retten, was aber aufgrund seiner doch etwas schlechteren Stellung fast unlösbar war. Ich habe das Ende der Partie nicht mehr miterlebt, weiß nur, dass Stefan am Ende verloren hat und damit die 3-5 Niederlage besiegelte..
Die Niederlage war verdient, weil Schlebusch inzwischen eine verdammt starke Mannschaft zusammen hat, in der auch Ausfälle spielend ersetzt werden können - was vielleicht den Unterschied zu den vergangenen Jahren ausmacht. Ob die Mannschaft den Favoriten von Bayer I wirklich über die ganze Saison Paroli bieten können (der direkte Vergleich endete bekanntermaßen mit viel Glück für Bayer 4:4) wird sich noch zeigen. Unsere erste hat nach der Niederlage nichts mehr mit dem Aufstiegsplatz zu tun, was aber eh nicht Saisonziel gewesen ist. Insofern ist die Niederlage verschmerzbar - die wichtigen Partien werden gegen ander Mannschaften gespielt.
Für mich ist nach bisher recht erfolgreichem Saisonverlauf die erste Krise eingetreten. Entweder ich muss mich noch einmal intensiver mit Endspielen beschäftigen oder Nachmittagsschlaf halten oder nur noch Harakirieröffnungen spielen - aber die Tatsache, dass ich mich in letzter Zeit immer häufiger zu fortgeschrittener Uhrzeit selbst um die Früchte meiner Arbeit bringe, nervt gewaltig!
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