Eigentlich hätte der letzte und entscheidende Mannschaftskampf gegen Bayer II ganz anders enden müssen....
Als ich am vergangenen Donnerstag so gegen halb acht meine Jacke anzog, um mich auf den Weg ins Schachheim zu machen, erschien mir nämlich eine kleine wunderschöne Fee. "Lieber Manfred", sagte sie, "du hast es im Moment so schwer im Leben, da will ich dir einen Wunsch gewähren." Ich wurde hektisch, sollte ich mir materiellen Wohlstand oder lieber immatrielle Dinge wie den Weltfrieden wünschen? Ich erbat mir etwas Bedenkzeit, denn so eine gewichtige Entscheidung bedarf der gründlichen Überlegung, doch die Fee antwortete mir:" So schwer hast du es ja dann auch nicht, deswegen kannst du dir nur etwas betreffend des heutigen Abends wünschen - entweder einen persönlichen Sieg oder einen Sieg der Mannschaft, was aber die Niederlage an deinem Brett mit sich ziehen würde." Tolle Auswahl, dachte ich mir, da habe ich endlich mal eine Fee vor mir und dann eine solch bescheidene Auswahl an Wünschen. Ich überlegte kurz - und entschied mich für den Sieg an meinem Brett.
Bezirksligameister ist zwar ein schöner Titel und wäre ein toller Erfolg, wenn er denn nicht mit dem ungeliebten Verbandsligaaufstieg verbunden wäre. 11 mal Sonntags früh aufstehen und den ganzen Tag in irgend einem muffigen Schachheim in Kölns Diaspora zu verbringen, während draußen die Sonne scheint und zu allerlei vergnüglichen Ausflügen lockt - das ist eine Perspektive, die mich nicht sonderlich begeistern kann. Die Erinnerung an den letzten Aufstieg und das darauf folgende frustierende Jahr in der Verbandsliga (damals wurden wir aus irgendelchen merkwürdigen Gründen der Verbandsliga Ost zugelost und mussten unsere Auswärtsspiele in Bonn und den angrenzenden Dörfern bestreiten) - als die Gegner einen ganz merkwürdig ansahen, wenn man nach 4 Stunden remis anbot, ist mir heute noch in unguter Erinnerung.
Aber der Kelch würde ja dank der Fee an uns vorüberziehen - und ich könnte dann mit meiner Leistung in dieser Saison ganz zufrieden sein. Mein Gegner Sebastian Lessing schien sich dann auch an meine mit der Fee gertoffene Vereinbarung zu halten, denn er erlaubte mir das Spielen meines Lieblingsgambits. Allerdings hätte ich da schon gewarnt sein müssen, denn er wählte ein Abspiel, welches mir nicht sonderlich zusagt - und nur ein paar Züge später war passiert, was nicht hätte passieren dürfen: Ich stand nach einem ungenauen Zug äusserst bescheiden. In der Folge suchte ich abwechselnd irgendwelches Gegenspiel oder Kontakt zu der Fee. Doch beides erwies sich als nicht möglich - und nach etwas mehr als zwei Stunden musste ich die Segel streichen und Sebastian zu einem verdienten Punkt gratulieren. So schmählich betrogen und ohnmächtig musste ich dann auch noch zusehen, wie eine Partie nach der anderen sich relativ schnell zu unseren Gunsten neigte. Um kurz vor zwölf war es dann endgültige Gewissheit. Wir sind Bezirksligameister und steigen auf!!
Jetzt geht sie los, die Suche nach möglichen Spielern, die unsere sonntagsbedingten Ausfälle ersetzen können und damit den möglichen Ausflug in die Verbandsliga auch möglich machen. Vielleciht gibt es ja doch noch noch irgendwo in der Umgebung den einen oder anderen Spieler (der Spielerin), die sich gerne mal in der Verbandsliga ausprobieren möchte und einem Vereinswechsel nicht abgeneigt ist........
Und die Moral von der Geschicht - traue einer Feeee nicht (übles Versmaß, ich weiß)
(Wer hier und jetzt einen detaillierten Bericht über die einzelnen Bretter und Spielverläufe erwartet hat, den verweise ich auf die Homepage unseres Gegners oder auf den vielleicht folgenden Bericht unseres ersten Vorsitzenden)
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